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Lieferketten-Management

So wirken sich die anstehenden EU Due Diligence Richtlinien auf deine Lieferkette aus

Am 23. Februar veröffentlichte die EU Kommission eine Beschlussvorlage für die nahenden ‘Corporate Sustainability Due Diligence’ (auf Deutsch: Sorgfaltsprüfung der unternehmerischen Nachhaltigkeit) Richtlinien. Dadurch würden alle Mitgliedstaaten dazu aufgefordert werden, die Due-Diligence Pflicht zielführend ins eigene Landesrecht umzusetzen. Fashion Brands in Frankreich, Norwegen, den Niederlanden und Deutschland müssen sich schon längst an ähnliche nationale Gesetzesentwürfe anpassen. Auch wer hier bislang noch “verschont” blieb, wird sich auf kurz oder lang also auf neue gesetzliche Vorgaben einstellen müssen. Doch wie genau sehen diese aus und wie können sich Fashion Brands in dieser undurchsichtigen Situation optimal vorbereiten?

Wir befassen uns damit, wen genau die neuen Maßnahmen betreffen, wie die Zukunft von Fashion-Lieferketten aussehen wird, und wie du in dieser komplexen Lage die Oberhand gewinnen kannst.

 

Die EU Richtlinien wurden im Rahmen der lang erwarteten Bemühungen um eine stärkere unternehmerische Rechenschaftspflicht vorangetrieben. Aus der EU-weiten Harmonisierung rechtlicher Anforderung wird sich dabei erhofft, allgegenwärtige Lieferketten-Probleme, wie die Ausbeutung von Arbeitnehmern und den Verlust der biologischen Vielfalt besser in den Griff zu bekommen. Allerdings sehen sich laut Umfragen nur ein Viertel aller Unternehmen aktuell in der Lage, diese strengen Maßnahmen erfüllen zu können.

Was genau ist Due Diligence und warum brauchen wir sie?

Nach der Definition der OECD versteht man unter “Due Diligence”..

 

… die Prozesse, mit denen Unternehmen ihre tatsächlichen und potenziellen negativen Auswirkungen ermittelnverhindernabmildern und darüber Rechenschaft ablegen können.

 

Lieferketten in der Modebranche werden immer komplexer. Du musst verschiedene Übersee-Lieferanten koordinieren, eine steigende Anzahl an SKUs abdecken und dabei einen konstanten Warenfluss aufrechterhalten. Durch diesen akuten Performance-Druck vervielfachen sich natürlich auch die tatsächlichen oder potenziellen negativen Auswirkungen auf Gesellschaft und Umwelt. Viele (über-)nationale Institutionen plädieren deshalb für klarere Sorgfaltspflichtgesetze und -vorschriften, damit jedes Unternehmen volle Verantwortung für sein Handeln übernehmen muss, ohne sich hinter rechtlichen Grauzonen verstecken zu können.

 

Bislang gibt es nur wenige Mitgliedsstaaten, die unabhängig der bevorstehenden EU-weiten Richtlinien ihre eigenen Due Diligence Gesetzgebungen erlassen haben:

EU-Due-Diligence-Article_GERMAN_1024x400Selbst bei diesen europaweiten Vorreitern lassen sich hier klare Unterschiede bei den Zielgruppen (z.B. Industrie und Firmengröße) und den möglichen Sanktionen bei Fehlverhalten erkennen. Deshalb sind sich viele einig, dass unsere Welt einheitlichere rechtliche Standards braucht, um gemeinsam Probleme wie Kinderarbeit, Arbeiterausbeutung und den Klimawandel im großen Stile bekämpfen zu können.

 

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Was genau umfassen die ‘Corporate Sustainability Due Diligence’ (CSDD) EU-Richtlinien?

Obwohl die CSDD-Richtlinien derzeit noch ein Entwurf sind, werden sie voraussichtlich noch innerhalb des nächsten Jahres in Kraft treten. Sobald sie vom Parlament und Rat erlassen wurden, haben die EU-Mitgliedstaaten zwei weitere Jahre, um die Vorgaben ins eigene nationale Recht zu integrieren. 

 

Die Richtlinien werden dabei nicht nur für die eigenen Geschäfte einer Marke gelten, sondern auch für die ihrer Tochtergesellschaften und Lieferketten-Partner. Gerade bei der transparenten Einbindung Letzterer fühlen sich viele Marken gegenwärtig allerdings überfordert.

 

Wie genau stellt sich die EU Kommission die Umsetzung der Richtlinien also vor?

 

Zuallererst müssen Marken die Sorgfaltspflicht zu einer verbindlichen, unternehmensweiten Leitlinie machen und diese Ideale in die gesamte operative Wertschöpfungskette integrieren. Dies beginnt mit der genauen Erfassung aller Tätigkeitsbereiche, in denen eine Marke und ihre Zulieferer (potenzielle) Gefahren für die Gesellschaft und die Umwelt verursachen. Für all diese identifizierten Problembereiche müssen Marken angemessene Maßnahmen ergreifen, um ihre negativen Auswirkungen zu mildern  oder im besten Fall komplett zu verhindern.

 

All diese Vorkehrungen müssen laufend und gewissenhaft überwacht und mit gründlichen Wartungsverfahren in Einklang gebracht werden. Denn die Marken werden rechtlich selbst dafür verantwortlich sein, ihre vollständige Sorgfaltspflicht zu protokollieren und öffentlich zu kommunizieren; und können wegen Fehlverhaltens schnell sanktioniert werden.

Wen betreffen die neuen EU-Richtlinien?

Aktuell richten sich die geplanten EU-Richtlinien an alle EU-Firmen mit über 500 Beschäftigten und/oder über EUR 150 Millionen Jahresumsatz.

 

Für ausgewählte “High-Impact” Sektoren (zu denen die Fashion- & Textilindustrie zählt), gelten eben jene Richtlinien bereits ab 250 Beschäftigten und/oder EUR 40 Millionen Jahresumsatz, allerdings mit zwei Jahren Verzögerung.

 

Gleiches gilt auch für Nicht-EU Firmen, die in einem oder mehreren EU Ländern aktiv sind und in diesen Regionen einen der Schwellenwerte überschreiten.

 

Während wir hier von einer geschätzten Gesamtzahl von 13.000 betroffenen europäischen Unternehmen ausgehen, bleibt diese Zahl nur ein Bruchteil des Gesamtspektrums. Denn die kleinen und mittelständischen Unternehmen (KMUs) stehen nicht im Mittelpunkt der Regulationen, obwohl sie mehr als 99% der Unternehmenslandschaft ausmachen. Da Transparenz und CSR als grundlegende Bausteine eines jeden verantwortungsvollen Unternehmens, unabhängig von der Größe, angesehen werden sollten, befeuert dieses Thema derzeit auch die öffentliche Debatte.

 

Kritiker sagen, dass diese Richtlinie dadurch einen großen Teil der schädlichen Geschäftspraktiken außer Acht lässt, da Beschäftigten- und Umsatzzahlen allein kein verlässlicher Indikator dafür sind, wie stark ein Unternehmen das globale Leben von Gesellschaften und Arbeitnehmenden beeinflusst. Aus diesem Grund muss die gesamte Branche besser früher als später mit der Umsetzung robuster Nachhaltigkeitsstandards beginnen. Nicht nur um der Gesellschaft und Umwelt willen, sondern auch um die Zukunft des eigenen Unternehmens zu sichern.

Wie können sich Brands also optimal vorbereiten?

Eine der größten Hürden betroffener Modemarken wird die transparente Zusammenstellung aller relevanten internen und externen Compliance-Daten sein. Besonders der rechtzeitige Zugriff auf Informationen, Zertifizierungen und Audits der Lieferketten-Partner ist hier entscheidend, sofern diese Daten überhaupt existieren. Eine frühzeitige Vorbereitung bietet also die beste Möglichkeit, um die fast unausweichlichen Risiken beim Reporting gezielt anzugehen. Enge Lieferantenbeziehungen und eine agile Datenstrategie wird dabei zur Erfolgsformel für eine erfolgreiche Due Diligence Umsetzung.

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